Motoröl ist ein Hightech-Produkt geworden

Die Anforderungen an das Motoröl wurden in den vergangenen Jahren immer höher. Selbstverständlich sind die Hauptaufgaben des Öls immer noch, den Motor zu schmieren und zu kühlen. Doch nur dazu würden keine Hightech-Motoröle benötigt, Standardprodukte haben diese Aufgaben jahrzehntelang anstandslos bewältigt.

Wechselintervalle und Abgasnormen
Dann wurden in einem ersten Schritt die Ölwechselintervalle verlängert. Dazu musste auch das Motoröl langlebiger werden. Der Schutz vor Oxidation des Öls wurde durch entsprechende Additive etc. erhöht. Aber auch die Scherstabilität, also die Erhaltung der Viskosität des Frischöls über die ganze Laufzeit, und beispielsweise die thermische Stabilität mussten entsprechend angepasst werden.
Strengere Abgasnormen führten zu Veränderungen und Erweiterungen der Abgasnachbehandlungssysteme, hier sei etwa der Dieselpartikelfilter genannt. Diese Systeme stellten wiederum neue Anforderungen an das Motoröl. So mussten etwa der Phosphor- und der Schwefelgehalt im Öl reduziert, die Neigung zur Bildung von Ascheablagerungen verringert werden.

Leichtlaufeigenschaften
Schließlich wurde der Kohlendioxidausstoß bzw. der Treibstoffverbrauch zu einem dominierenden Thema in der Motorenentwicklung. Sinkt die Reibung im Motor, wird auch weniger Treibstoff benötigt, um dieselbe Leistung zu erzielen. Und ein dünnflüssiges Öl kann – besonders beim Kaltstart – die Reibung vermindern. So wurde das Motoröl plötzlich zu einem wichtigen „Bauteil“, um bessere Treibstoffverbrauchswerte zu ermöglichen.
Und diese Leichtlaufeigenschaften werden weiter verbessert, 0W-Öle sind im Kommen. Mit der Absenkung der Viskosität erhöht sich jedoch gleichzeitig die Gefahr, dass der Schmierfilm reißen könnte, und die Öle müssen entsprechend ausgelegt werden, damit dies unter keinen Umständen geschieht. Dies ist mit ein Grund dafür, dass immer mehr Motoröle exakt auf eine Motorenbaureihe abgestimmt sind: Sie sollten ausschließlich in diesen Motoren eingesetzt werden; umgekehrt verlangen diese Motoren nach einem entsprechenden Öl und die Motorenhersteller vergeben Freigaben für die von ihnen als geeignete Motoröle eingestuften Produkte.

Die Qual der Wahl
Diese Komplexität des Angebots stellt sowohl Werkstätten als auch Autofahrer vor Probleme. Während eine Werkstatt früher mit zwei Ölfässern beinahe den ganzen Kundenfahrzeugpark abdecken konnte, müssen heute viele Ölspezialitäten an Lager gehalten werden. Die Schmiermittelhersteller haben inzwischen reagiert, und so sind vermehrt kleinere Gebinde im Angebot. Dazu zählen etwa 20-l-Säcke in Kartonboxen, sogenannte Bag-in-Box-Systeme.